…hier spricht Anna“, ist der Titel eines Buches, das Millionen Leser faszinierte. Für mich ist es eines der wenigen Bücher aus meiner Kindheit, dessen Titel sich mir ins Gedächtnis eingebrannt hat. „Anna zeichnet sich dadurch aus, dass sie trotz ihres kindlichen Alters komplizierte, oft theologische und philosophische Zusammenhänge, in einfachen Worten wiedergeben kann; sie glaubt felsenfest an „Mister Gott“.“ So lautet die Kurzbeschreibung bei Wikipedia.
Es ist merkwürdig: Ich kann mich nicht an den Inhalt des Buches erinnern. Doch seit es mir in die Hände fiel (ich glaube es war ein Geschenk meiner Nachbarin als ich 7 oder 8 Jahre alt war), war da so ein Gefühl in mir, dass ich etwas Besonderes sein musste. Dass Anna einen besonderen Draht zu Gott hat. Wie sonst käme man auf die Idee, ein Buch darüber zu schreiben!
Ich habe in meiner Kindheit viel gebetet. Meine Großmutter legte mir den christlichen Glauben nahe. In der Schule hatte ich einen super Religionsunterricht. Ich habe fest an Gott geglaubt. Ich habe gebetet bis zu der Nacht, in der mein dreijähriger Cousin starb. Er war wie ein Bruder für mich: „mein kleiner Wicht“. Ich habe ihn abgöttisch geliebt. Man hatte mir die Tatsache vorenthalten, dass er sterbenskrank war. Man wollte mir das nicht zumuten. Sein Tod traf mich mitten ins Herz. Wenn ich daran denke, empfinde ich heute noch Schmerz. Aber inzwischen kann ich mich auch an den schönen Erinnerungen freuen, die mir geblieben sind.
Nach dem Tod meines Cousins, kehrte ich Gott den Rücken. Ich konnte nicht verstehen, warum er einen Dreijährigen sterben ließ. Noch dazu, wo meine Großmutter und ich die ganze Nacht gebetet hatten. Das war mir unerklärlich. Unter dem Schock, unter dem meine gesamte Familie stand, waren alle Erwachsenen überfordert, mit mir den Schmerz und meine Enttäuschung zu teilen. Stillschweigen…
Viele Christen, die ich seit meiner Bekehrung vor acht Jahren traf, gaben mir das Gefühl, neu im Glauben unterwegs zu sein, so als ob man mir noch sehr viel dazu sagen musste. Ja, sicherlich war ich längst nicht fertig, und habe ich seither jede Menge dazu gelernt. Jedoch war ich oft gekränkt, in die Kategorie „Baby-Christ“ zu fallen. Dass man meinte, dass ich jetzt erst begriffen hätte, dass ich Gott brauchte. Dabei brauchte ich Gott schon in meiner Kindheit und wandte mich in meinen Nöten zu ihm!
In den letzten Jahren habe ich mein eigenes Glaubenslicht oft unter den Scheffel gestellt. Wenn ich nun zurück blicke, würde ich sagen: Ich bin kein Glaubensfrischling mehr. Ich habe durchaus etwas zu sagen in christlichen Kreisen und kann meine Glaubenserfahrungen mit anderen Menschen teilen. Nur hatte ich schon sehr früh eine sehr schwere Glaubenskrise.
Als ich für einige Zeit im Kloster war, sagte mir eine der Missionsschwestern: „Anna, I can feel that you are strongly connected with God!“ Ich war so berührt, dass ich weinen musste. Ich glaube, ich habe damals – als mein Cousin starb – einfach den Hörer aus der Hand fallen lassen und das Gespräch mit Gott beendet. Er weiß, welchen Weg ich in der Zwischenzeit gegangen bin, wieviel Schmerz ich erlitten habe, wie oft ich wieder aufstand und fiel, wieviel und wofür ich kämpfte und warum ich weinte. Kurz vor Abschluss meines Studiums 2009 führte das Gespräch mit einer Kommilitonin dazu, dass ich den Entschluss fasste und mich bei Gott meldete…
„Hallo Mister Gott, hier spricht Anna…inzwischen schreibe ich einen Blog, in dem ich von dir schreibe. Das weißt du schon. Aber ich wollte es dir trotzdem noch einmal persönlich sagen. Es ist cool, dass du zu jeder Tages- und Nachtzeit erreichbar bist und mich nimmst wie ich bin! Danke, Gott.“