Archiv der Kategorie: Gott

Mein Lenker

Eigentlich habe ich gar nicht so viel Gedankenstoff für einen Beitrag. Aber ich habe ein schönes Bild und einen Blitzeinfall, den ich ausführen will:

„Weise mir, Herr, deinen Weg, dass ich wandle in deiner Wahrheit.“ Das ist der Losungsvers für heute aus Psalm 86, 11. Er passt in meine Situation: die Bewerbung um einen Praktikumsplatz steht an. Ächz, Keuch, Stöhn.  Ich hoffe, dass ich ein gutes Plätzlein finde.

Statt Bewerbungen zu schreiben, bin ich nach der Schule  mit meinem Rad zum Radladen fürs Reifen-Aufpumpen und den „Frühjahrs-TÜV“. Da die Werkstatt voll ist, konnte ich lediglich die Reifen aufpumpen. Aber: Was so ein wenig Luft in meinen Reifen und für mich bewirkt – grandios!  Raus aus dem Laden, Stulpen ausziehen und mit frisch aufgepumpten Reifen den Berg hinauffahren. Volle Power. Herrlich!

Rad abstellen, Socken aus, Barfuß gehen. Yesss!

Ich habe zwar noch keinen Praktikumsplatz, aber der Weg zum Radladen und zurück hat mich Durchatmen lassen. Das war nach dieser Woche nötig. Ich schaue auf Gott und weiß: Er ist da – und wird mich lenken.

 

For the cross

Wenn du gerade nicht weißt, was du in die Suchabfrage bei Youtube tippen sollst…bitte, bitte: Hör dir diesen Song von Matt Redman an! Tu’s einfach – auch wenn du nicht glaubst oder zweifelst. Ist ein guter Track. Echt!

Ja, in diesem Song geht es um Jesus. Ich mute dir diesen Beitrag zu, wo doch vor einer Woche die Fastenzeit begonnen hat und die Osterhasen überall in den Geschäften stehn. Und ich hoffe, dass du auch was rausnehmen kannst für dich. In dem Lied „For the Cross“, das ich dir eben wärmstens empfohlen habe, singt Redman: „…I love you for the cross, I’m overwhelmed by the mistery, I love you for the cost, that Jesus you would do this for me…“ Er beschreibt das gesamte Martyrium, das Jesus auf sich genommen hat, damit wir Menschen frei sind und in Frieden leben können.

Der Song, den wir Sonntag auch in der Gemeinde gesungen haben, wirft Fragen für mich auf: Liebe ich Jesus deswegen? Wegen dem Kreuz? Oder liebe ich ihn wegen der spannenden Szene im Tempel, der Begegnung am Jakobsbrunnen, seinen guten Metaphern und seiner Argumentation gegenüber Widersachern?

Seit dem ersten März ist, wie gesagt, Passionszeit. Für mich sind das 40 Tage im Jahr, an denen ich mehr nachdenke über den Sinn des Lebens als ohnehin schon. Ich verfalle sozusagen in einen Zustand vorösterlicher Melancholie (du kennst vielleicht ähnliche Symptome an Weihnachten oder Silvester…mich trifft es definitiv in der Zeit vor Ostern): Was soll ich fasten? Was kann ich glauben? Wozu all das? Ich schreie zum Himmel und hoffe, dass sich Gott mir offenbart. Vielleicht kennst du diese Phasen.

Durch den Song von Matt Redman im Gottesdienst habe ich meine Antwort gefunden: in einer neuen Liebe zum Kreuz. Jesus ist für mich gestorben. Ich darf all meinen Müll zu Jesus ans Kreuz bringen, dass er ihn hinwegnimmt wie alles andere, was in dieser Welt nicht so läuft, wie gewünscht. Wenn ich jetzt aufs Kreuz schaue, fühle ich die Hingabe Jesu: Er ist gestorben, damit ich leben kann. Geliebt, frei, Sinn erfüllt.

Jesu Kreuzigung hat durch den Song von Matt Redman neu mein Herz berührt. Jesus, I love you for the cross! Und ich hoffe, mir bleiben die Grübelqualen in den nächsten Wochen erspart. Liebend gerne, würde ich einfach mal wieder Ostereier suchen gehen, statt Lebenssinn.

„Hallo Mister Gott…

…hier spricht Anna“, ist der Titel eines Buches, das Millionen Leser faszinierte. Für mich ist es eines der wenigen Bücher aus meiner Kindheit, dessen Titel sich mir ins Gedächtnis eingebrannt hat. „Anna zeichnet sich dadurch aus, dass sie trotz ihres kindlichen Alters komplizierte, oft theologische und philosophische Zusammenhänge, in einfachen Worten wiedergeben kann; sie glaubt felsenfest an „Mister Gott“.“ So lautet die Kurzbeschreibung bei Wikipedia.

Es ist merkwürdig: Ich kann mich nicht an den Inhalt des Buches erinnern. Doch seit es mir in die Hände fiel (ich glaube es war ein Geschenk meiner Nachbarin als ich 7 oder 8 Jahre alt war), war da so ein Gefühl in mir, dass ich etwas Besonderes sein musste. Dass Anna einen besonderen Draht zu Gott hat. Wie sonst käme man auf die Idee, ein Buch darüber zu schreiben!

Ich habe in meiner Kindheit viel gebetet. Meine Großmutter legte mir den christlichen Glauben nahe. In der Schule hatte ich einen super Religionsunterricht. Ich habe fest an Gott geglaubt. Ich habe gebetet bis zu der Nacht, in der mein dreijähriger Cousin starb. Er war wie ein Bruder für mich: „mein kleiner Wicht“. Ich habe ihn abgöttisch geliebt. Man hatte mir die Tatsache vorenthalten, dass er sterbenskrank war. Man wollte mir das nicht zumuten. Sein Tod traf mich mitten ins Herz. Wenn ich daran denke, empfinde ich heute noch Schmerz. Aber inzwischen kann ich mich auch an den schönen Erinnerungen freuen, die mir geblieben sind.

Nach dem Tod meines Cousins, kehrte ich Gott den Rücken. Ich konnte nicht verstehen, warum er einen Dreijährigen sterben ließ. Noch dazu, wo meine Großmutter und ich die ganze Nacht gebetet hatten. Das war mir unerklärlich. Unter dem Schock, unter dem meine gesamte Familie stand, waren alle Erwachsenen überfordert, mit mir den Schmerz und meine Enttäuschung zu teilen. Stillschweigen…

Viele Christen, die ich seit meiner Bekehrung vor acht Jahren traf, gaben mir das Gefühl, neu im Glauben unterwegs zu sein, so als ob man mir noch sehr viel dazu sagen musste. Ja, sicherlich war ich längst nicht fertig, und habe ich seither jede Menge dazu gelernt. Jedoch war ich oft gekränkt, in die Kategorie „Baby-Christ“ zu fallen. Dass man meinte, dass ich jetzt erst begriffen hätte, dass ich Gott brauchte. Dabei brauchte ich Gott schon in meiner Kindheit und wandte mich in meinen Nöten zu ihm!

In den letzten Jahren habe ich mein eigenes Glaubenslicht oft unter den Scheffel gestellt. Wenn ich nun zurück blicke, würde ich sagen: Ich bin kein Glaubensfrischling mehr. Ich habe durchaus etwas zu sagen in christlichen Kreisen und kann meine Glaubenserfahrungen mit anderen Menschen teilen. Nur hatte ich schon sehr früh eine sehr schwere Glaubenskrise.

Als ich für einige Zeit im Kloster war, sagte mir eine der Missionsschwestern: „Anna, I can feel that you are strongly connected with God!“ Ich war so berührt, dass ich weinen musste.  Ich glaube, ich habe damals – als mein Cousin starb – einfach den Hörer aus der Hand fallen lassen und das Gespräch mit Gott beendet. Er weiß, welchen Weg ich in der Zwischenzeit gegangen bin, wieviel Schmerz ich erlitten habe, wie oft ich wieder aufstand und fiel, wieviel und wofür ich kämpfte und warum ich weinte. Kurz vor Abschluss meines Studiums 2009 führte das Gespräch mit einer Kommilitonin dazu, dass ich den Entschluss fasste und mich bei Gott meldete…

„Hallo Mister Gott, hier spricht Anna…inzwischen schreibe ich einen Blog, in dem ich von dir schreibe. Das weißt du schon. Aber ich wollte es dir trotzdem noch einmal persönlich sagen. Es ist cool, dass du zu jeder Tages- und Nachtzeit erreichbar bist und mich nimmst wie ich bin! Danke, Gott.“

 

Dein Wind

Dein Wind stoppt die Tränenflut.
Er befreit,
lässt mich Großes ahnen,
lässt mich Großes fühlen,
wo nichts ist für die Anderen.
Wo du bist für mich.
Als Antwort auf mein Rufen.
Auf mein Schreien.

Du bist der du bist.
Größer.
Stärker.
Höher als alles Andere.

Deine Liebe.
Deine Kraft.
Sanft. Rauh.

Du kommst in der Not.
Gehst, nachdem Frieden eingekehrt ist
in mir.
Veränderung.
Licht.

Kommst wieder.
Immer wieder.

Tempolimit

„Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen.“
Dietrich Bonhoeffer

Gestern ging es in unserer Austauschrunde um Burn Out und Erschöpfung. Was tun, wenn man sich ausgebrannt und kraftlos fühlt, das tägliche Leben nur noch anstrengend, die eigenen Ressourcen ausgeschöpft sind? Kann man die eigenen Akkus wiederaufladen und die alte Leistungsfähigkeit wiederherstellen? In einem dauernden Zustand von Erschöpfung wünschen wir uns neue Kraft. Was für eine Kraft wünschen wir uns da? Wozu wollen und brauchen wir diese Kraft?

Ich habe gefühlt schon einige Jahre nicht mehr die Power, die ich einst hatte. Vielleicht hat das mit jahrelangem Raubbau an mir selbst zu tun und den aktuellen Herausforderungen in meinem Leben. Vielleicht ist es auch so, dass es Grenzen meiner Kraft gibt und ich die mehr spüre und zulasse als zuvor. Ich merke jedenfalls, dass ich auf Gott angewiesen bin, weil manche Dinge für mich aus eigener Kraft nicht mehr bewältigbar sind. Und das ist in Ordnung so. Gott gibt mir täglich neue Kraft: Nicht, um durchweg volle Leistung zu bringen, sondern, um zu leben! Mit Freuden, mit Schmerz, mit Trauer, mit vielen Gedanken, mit kreativen Schöpfungen, Fehlschlägen und Misserfolg, mit sportlichen Aktivitäten, schönen Unternehmungen, Soseinsübungen…Kurz: für ein Leben mit Hinfallen, Aufstehen und Krone richten!

Meine Beobachtung: Gott füllt meinen Benzintank über Nacht. Dann reicht mein Sprit wieder für ein Leben im Heute. Am Abend bin ich müde, meckrig und platt (nun ja: zufrieden und dankbar bin ich manchmal auch!). So ist das.

Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen mir: es gibt ein göttliches Tempolimit in mir. Ich kann Dinge nicht vorwegnehmen, Prozesse nicht beschleunigen und Kräfte Wochen im Voraus verplanen. Ich muss jeden Tag neu schauen und hören, was dran ist. Ich lerne zu vertrauen, dass ich – wie heute – auch für morgen die Kraft habe, die ich brauche, um im Leben zurecht zu kommen – ohne mich unnötig zu sorgen.

Vorbei, bye, bye, liebes Leben auf der Überholspur! Ich versuche, mich fortan mehr ans Tempolimit zu halten. Klar: Ausscheren, Gas geben, Fahrtaufnehmen….das hat schon seinen Reiz. Allerdings: So ein bisschen gemütlich-gemäßigt auf der rechten Fahrbahn, daran finde ich langsam Gefallen. Für die Tage auf dem Standstreifen – ausgelaugt und kraftlos – kann ich statt dem ADAC Gott rufen. (Ja: Manchmal trage ich beim Schreiben etwas dick auf und verfalle dem Kitsch…) Entscheidend ist für heute und diesen Beitrag: Es geht weiter (mit der Schreibe und mit dem Leben, weil Gott mir täglich die Kraft gibt, die ich brauche). Das ist schön.