Vor zwei Jahren fing ich an, Jesus intensiver zu suchen. Ich hatte mich im Jahr 2009 bekehrt, eine Gemeinde und einen Hauskreis. Doch mein Leben fühlte sich nicht so neu an, wie ich gehofft hatte. Die erste Euphorie darüber, dass Gott mit mir war, ist und sein wird, und dass ich in Ihm einen ständigen Wegbegleiter habe, war verpufft: zuviel Arbeit, zuviel Anforderungen, zuviel Ausnahmezustand. Kein Seelenfrieden. Die Welt um mich herum erschien mir immer verrückter, verdorben und machte mir große Angst.
In dieser Not sprach Gott an verschiedenen Orten dreimal durch dieselbe Bibelstelle zu mir: Die Berufung der ersten Jünger am See Gennesaret (Lukas 5 / 1-11). Dort appelliert Jesus an Petrus: „Fürchte dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen.“ Starke Worte. Die erstaunten, erschrockenen Fischer reagieren: „…sie zogen die Boote an Land, ließen alles zurück und folgten ihm nach“, heißt es weiter. Diese Zeilen trafen mich mitten ins Herz. Ich wusste, dass sie auch an mich gerichtet waren. Ich wusste allerdings nicht, wie ich sie verstehen sollte. Heute begreife ich, wie sehr mich Jesus dadurch beschenkt hat.
Zunächst las ich diese Worte als Impuls, Job und Wohnung zu wechseln, meinen Kram zu verscherbeln und zu einem Missionseinsatz aufzubrechen. Ganz so „einfach“ war es jedoch nicht. Immer wieder neu diese Verse zu lesen, lies mich verstehen, dass Jesus damit noch viel mehr meinte. Loslassen nicht nur von Gütern, sondern von Menschen, von Situationen, von falschem Gedankengut, von altem Seelenbalast.
Das war und ist weiterhin extrem schwer. Jesu Worte am See, gaben und geben mir Mut, zu handeln. Trotzdem strauchle ich, zweifle ich, weine ich und ärgere ich mich. Ich bin in einer Phase des Übergangs. Weg vom Alten, hin zum Neuen. Allmählich bekomme ich eine Ahnung davon, was Gott noch alles Schönes für mich vorgesehen hat. Draußen nach wochenlangem Beobachten die vielen Knospen aufbrechen zu sehen, das gibt mir Zuversicht und Stärke, die Zwischenzeit zu bestehen. Durch Erfahrungen aufrichtiger Liebe und Begegnungen in meiner Gemeinde und mit anderen Menschen, erlebe ich: Das Leiden hat nicht das letzte Wort. Jesus sieht das Leid dieser Welt, aber er lässt sich davon nicht ängstigen, nicht lähmen, nicht beirren. Er lebt! Und ich folge Ihm. Ich bin erst am Anfang meiner Jüngerschaft. Am Anfang, neu zu leben. Aber ich bin gewiss: Er ist bei mir bis an der Welt Ende (vgl. Matthäus 28 / 20).