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Himmelsstürmer

Ich wünsche mir eine Armee von Himmelsstürmern! Ich wünsche mir Kriegerinnen und Krieger, die die Tür zum Himmel öffnen. Ich wünsche mir Brüder und Schwestern, die mit mir das Leben feiern, statt die Leistung. Partypeople! Ich wünsche mir Menschen, die sich ausstrecken nach Gottes Reich auf Erden.

Ich wünsche mir Beharrlichkeit, diese Vision vom „Himmel auf Erden“ zu realisieren. Dass du aufräumst in deinem Leben, dass ich aufräume in meinem Leben. Dass wir Raum schaffen für Gottes Gegenwart. Ich wünsche mir, meine Gaben zur Entfaltung zu bringen, zu scheinen, Licht zu sein, das sich den Weg bahnt durch das Dunkel, durch Krankheit, Not, Verzweiflung. Ich wünsche mir Männer und Frauen, die sich an meine Seite stellen und nicht weichen, die sich für das Gute stark machen, die sich an der Hand und in den Arm nehmen, sich wertschätzen und freuen, dass sie da sind unter diesem Himmel…auf dieser Erde.

Ich wünsche mir Tänzerinnen und Tänzer, die den Groove des Lebens einatmen und ausatmen, die ihn fühlen und sich im Rhythmus bewegen – befreit. Ich wünsche mir Liebe, die die Angst besiegt. Ich wünsche mir, dass wir gemeinsam unsere Gott gegebene Kraft einsetzen, um die Ketten der Himmelstore zu sprengen. Oh Gott, ja, gerade jetzt wünsche ich sie mir… die Himmelsstürmer!

Ich wünsche mir eine richtig fette Party, mit dem Kopf in den Wolken und den Füßen über den Boden schwebend – eins sein mit allem.

Hinter mir

„Glauben heißt erkennen, dass die Aufgabe, die vor uns liegt,
nie so groß ist wie die Kraft, die hinter uns steht.“
Pam Vredevelt

Lange Zeit begleitet mich die Geschichte am See Genesaret (vgl. Lukasevangelium Kapitel 5:1-11): Jesus beruft die ersten Jünger zur Nachfolge. „Auf Bruder, komm mit, ich hab da was für dich. Du wirst Augen machen. Fahr nochmal mit mir raus!“ „Das kann jetzt nicht dein Ernst sein, Mann!“ ärgerte sich Simon wahrscheinlich. Die halbe Nacht war er draußen auf See gewesen, ohne auch nur einen Fisch zu fangen. Eigentlich ist er erschöpft und will sich ausruhen.

„Aber Jesus, der ist in Ordnung, irgendwie nehm ich dem ab, was er sagt.“ Mit Jesus an Bord steigt Simon nochmal ins Boot, macht sich los und macht den fetten Fang. Eine coole Story – komprimiert auf 11 Verse (=12 feine Zeilen Text!).

„Und sie ließen alles hinter sich und folgten ihm nach“ so schließt die Geschichte in Vers 11. Simon ist so geflasht, dass er just zusammen mit ein paar Kollegen sein altes Fischerleben hinter sich lässt und Jesus nachgeht. Auf ins Abenteuerland!

In dem elften Vers steckte für mich lange Zeit die spirituelle Power, die ich für meinen eigenen Neuanfang brauchte. Die Vergangenheit hinter mir lassen, neue Wege gehn, mit Jesus hinter mir für den nötigen Rückhalt. Weg von allem Alten, alten Gedanken, Menschen, Dingen, Situationen. Ja, der Vers war hilfreich. So habe ich viele Aufgaben bewältigt. Aber manchmal hat mich die „Lass-alles-hinter-dir-Maxime“ auch sehr gestresst. Schließlich funktioniert es oft nicht wie gewünscht mit dem Loslassen und Neumachen und Neusein. Ich glaube inzwischen, dass das nicht das Maßgebende ist. Das Polaritätsdenken in mir zwischen „alter“ und „neuer“ Anna und „altem“ und „neuem“ Leben ist aufgebrochen. So wie es bis jetzt war, war es richtungsweisend. So wie es jetzt ist, ist es gut. Und so wie’s kommen wird? Auch in Ordnung.

Monate habe ich damit gerungen, dass ich statt einem neuen Job, eine neue Ausbildung begonnen habe. Schon wieder Schulbank drücken? Nach 10 Hochschulsemestern, Magisterabschluss und dutzend Fortbildungen…! Ist das ein neuer Weg?… Ich habe wieder unglücklich in einer WG gelebt, die WG gewechselt und natürlich festgestellt, dass die Schwierigkeiten zwar anders sind, aber bleiben. Neuanfang?…

Gott, was soll das? Ich mag nicht mehr. Wo ist das schöne Leben? Das leichte? Das ohne Kampf, mit Licht und Lachen?

Nun habe ich eine neue Sicht auf die Berufungsgeschichte (inspiriert von der letzten Sonntagspredigt) und mir einen anderen Vers zur Ermutigung ausgekuckt: „Werf die Netze nochmal aus!“ (nach Lk 5:4).

Das schöne Leben? Es ist genau hier. Inmitten meines alltäglichen Kuddelmuddels an Zweifeln, Sorgen, dem vielen Lernen, hohen Anforderungen, in Ungeduld, ewig schweren Gedanken, in dem Wunsch, es doch anders haben zu wollen als es ist. Ich bin zwar noch immer müde und habe manchmal ein wenig das Gefühl, von der letzten Fahrt auf See ohne großen Fang zurückgekehrt zu sein, aber ich lasse mich von den vor mir liegenden Aufgaben nicht in die Knie zwingen. Gott hat mich nochmal rausgeschickt. Wieder Ausbildung, wieder WG,… Ich bin noch am Rausfahren und denke „what the f… mache ich hier eigentlich!“.

Nun…:Die neue Perspektive auf die Story und Vers 4 ermutigen mich, ruhig weiterzurudern, um nochmal meine Netze auszuwerfen – für den fetten Fang in den gewohnt komplizierten Lebensumständen. Weil ich da zuhause bin. Weil Gott mir Kraft gibt, weiter zu machen. In all dem, meinem Leben! Er ist mit an Bord. Mitten in all dem scheinbar Unveränderten sehe ich heute die fangfrische Veränderung einer neuen Sicht auf die Dinge.

Tempolimit

„Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen.“
Dietrich Bonhoeffer

Gestern ging es in unserer Austauschrunde um Burn Out und Erschöpfung. Was tun, wenn man sich ausgebrannt und kraftlos fühlt, das tägliche Leben nur noch anstrengend, die eigenen Ressourcen ausgeschöpft sind? Kann man die eigenen Akkus wiederaufladen und die alte Leistungsfähigkeit wiederherstellen? In einem dauernden Zustand von Erschöpfung wünschen wir uns neue Kraft. Was für eine Kraft wünschen wir uns da? Wozu wollen und brauchen wir diese Kraft?

Ich habe gefühlt schon einige Jahre nicht mehr die Power, die ich einst hatte. Vielleicht hat das mit jahrelangem Raubbau an mir selbst zu tun und den aktuellen Herausforderungen in meinem Leben. Vielleicht ist es auch so, dass es Grenzen meiner Kraft gibt und ich die mehr spüre und zulasse als zuvor. Ich merke jedenfalls, dass ich auf Gott angewiesen bin, weil manche Dinge für mich aus eigener Kraft nicht mehr bewältigbar sind. Und das ist in Ordnung so. Gott gibt mir täglich neue Kraft: Nicht, um durchweg volle Leistung zu bringen, sondern, um zu leben! Mit Freuden, mit Schmerz, mit Trauer, mit vielen Gedanken, mit kreativen Schöpfungen, Fehlschlägen und Misserfolg, mit sportlichen Aktivitäten, schönen Unternehmungen, Soseinsübungen…Kurz: für ein Leben mit Hinfallen, Aufstehen und Krone richten!

Meine Beobachtung: Gott füllt meinen Benzintank über Nacht. Dann reicht mein Sprit wieder für ein Leben im Heute. Am Abend bin ich müde, meckrig und platt (nun ja: zufrieden und dankbar bin ich manchmal auch!). So ist das.

Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen mir: es gibt ein göttliches Tempolimit in mir. Ich kann Dinge nicht vorwegnehmen, Prozesse nicht beschleunigen und Kräfte Wochen im Voraus verplanen. Ich muss jeden Tag neu schauen und hören, was dran ist. Ich lerne zu vertrauen, dass ich – wie heute – auch für morgen die Kraft habe, die ich brauche, um im Leben zurecht zu kommen – ohne mich unnötig zu sorgen.

Vorbei, bye, bye, liebes Leben auf der Überholspur! Ich versuche, mich fortan mehr ans Tempolimit zu halten. Klar: Ausscheren, Gas geben, Fahrtaufnehmen….das hat schon seinen Reiz. Allerdings: So ein bisschen gemütlich-gemäßigt auf der rechten Fahrbahn, daran finde ich langsam Gefallen. Für die Tage auf dem Standstreifen – ausgelaugt und kraftlos – kann ich statt dem ADAC Gott rufen. (Ja: Manchmal trage ich beim Schreiben etwas dick auf und verfalle dem Kitsch…) Entscheidend ist für heute und diesen Beitrag: Es geht weiter (mit der Schreibe und mit dem Leben, weil Gott mir täglich die Kraft gibt, die ich brauche). Das ist schön.

Not. Vertrauen. Frieden finden.

Nach dem letzten Beitrag habe ich entschieden, eine Reihe über „Jesus und die Frauen“ zu schreiben. Dieser Artikel hat die Heilung der blutflüssigen Frau zum Thema (vgl. Lukas 8: 43-48; Matthäus 9: 18-23; Markus 5: 25-34).

Auf dem Weg zu Jairus

Wo anfangen? Der Evangelist Lukas schildert uns zunächst die Ausgangslage: Jesus und seine Jünger sind auf dem Weg zu Jairus, einem Vorsteher der örtlichen Synagoge. Jairus hat Jesus inständig um sein Kommen gebeten. Seine zwölfjährige Tochter liegt im Sterben und er hofft, dass Jesus seine Tochter wieder zurück ins Leben holen wird.

Jesus bahnt sich also den Weg durch die Menge, um zu Jairus zu gelangen. Ein ganzer Fanclub an Menschen umringt ihn. Für sie alle ist Jesus von Nazarath ein besonderer Mensch. Sie sind fasziniert von seinem Reden, gern in seiner Nähe und viele von ihnen haben das wunderliche Wirken Jesu bereits miterlebt.

Lebensverändernde Berührung

Auf dem Weg zu Jairus‘ Haus, bemerkt Jesus in der Menschenmenge eine Frau, die ihn von hinten an seinem Gewand berührt. Diese Frau, so die Erzählung, leidet seit zwölf Jahren unter ständigen Blutungen und hat „Schlimmes durchgemacht“ (Mk 5:26). Sie ist am Ende ihrer Kräfte. Ihre Lebenskraft ist versiegt. Sie hat längst keine Power mehr, am wirklichen Leben teilzunehmen. Fix und fertig mit der Welt, am Rande der Verzweiflung ist sie,… aber trotzallem ist da in ihr noch ein Rest Hoffnung („Wenn ich nur seinen Mantel berühre, werde ich wieder gesund.“ Mt 9:21) Und sie kämpft sich durch die Menge zu Jesus hin (Mk 5:27). Sie traut sich, Jesus zu berühren. Im Augenblick der Berührung von Jesus‘ Gewand, stoppt die Blutung. Jesus fragt: „Wer hat mich berührt?“ (Lk 8:45) Alle Umstehenden streiten die Berührung ab. Petrus beschwichtigt ihn und wendet ein: „…Hier sind doch so viele Menschen!“ Als ob man da eine Person ausfindig machen könnte! Doch Jesus ist beharrlich: er habe gespührt, wie eine heilende Kraft von ihm ausging. Infolgedessen gibt sich die Frau zu erkennen. „Zitternd vor Angst“ (Lk 8:47) heißt es im Bibeltext, wirft sie sich zu Boden und erklärt sich. „Tochter“, sagt Jesus zu ihr, Dein Glaube hat dich gesund gemacht. Geh in Frieden.“ (Lk 8:48)

„Dein Glaube hat dich gerettet“

Jesus bestärkt die Frau darin, dass es ihr Glaube und somit, dass es ihr Handeln war, das sie gesund gemacht hat. Jesus Worte sind Reaktion, sie sind Antwort auf das vorausgehende Tun der Frau. Die blutflüssige Frau sucht die vertrauensvolle Nähe Jesu. Sie findet seine einfühlsame urteilsfreie Liebe. Sie findet seinen Zuspruch. Sie erfährt Heilung an Körper, Geist und Seele, weil sie sich traut, sich in ihrer Bedürftigkeit Jesus hinzuwenden. Mit letzter (Glaubens-)Kraft zupft sie ihn am Saum seines Gewandes. Just im Moment des Berührens hören die Blutungen auf, wird sie gesund. Und doch: Die Bestärkung Jesu braucht es zur ganzheitlichen Heilwerdung der Frau. Denn durch ihr jahrelanges Leiden ist viel in ihr kaputt gegangen. Ihre Seele hat unter den körperlichen Strapazen, durch die gesellschaftliche Ausgrenzung Schaden genommen. Geh in Frieden, sagt Jesus zu ihr. Das heißt für mich zweierlei: Es ist eine Aufforderung zu gehen, das Alte loszulassen, in Bewegung zu bleiben. Und es ist eine Aufforderung, dies in Frieden zu tun – ohne Unruhe, schlechtes Gewissen, Stress, ohne Angst, welche die Frau zunächst noch überkommt.

Glauben heißt: Vertrauen.

Jesus lässt sich auf seinem Weg zu Jairus aufhalten und zeigt: Glaube hat Kraft. Die ausgestoßene Kranke wird gesund. Sie wird zur Tochter. Durch ihr Vertrauen wird sie heil. Durch die Begegnung mit Jesus findet sie Frieden.

Jesus bestärkt uns durch das Beispiel der blutflüssigen Frau, ähnliche Glaubensschritte zu tun. Er zeigt seine Empathie gegenüber unserer Bedürftigkeit. Jesus ist wichtig, dass die Frau in Erscheinung tritt, dass ihr Glaubens- und Vertrauensakt publik wird. Er stellt sie nicht bloß, sondern er würdigt ihr vertrauensvolles Handeln in aller Öffentlichkeit.

Nach der „zufälligen“ Begegnung mit der blutflüssigen Frau und ihrer Wunderheilung berichten drei der vier Evangelisten – kaum zu glauben – eine zweite „Tochterheilsgeschichte“. Es geht nun wieder um Jairus‘ Tochter. Wieder geht es da um Vertrauen, zu dem Jesus Jairus bestärkt („Hab keine Angst. Vertrau mir, und sie wird gerettet werden.“ (Lk 8: 50) Doch als sie zum Haus kommen, finden sie bereits einen ganzen Kreis Trauernder vor, die das Mädchen tot glauben.  Jesus sagt zu den Menschen dort: „Hört auf zu weinen! Sie ist nicht tot; sie schläft nur!“ (Lk 8:52) Aber sie lachen Jesus aus. „Was? So ein Spinner!“, denken sie sich wahrscheinlich. Jesus lässt sich nicht beirren, stellt seine Autorität unter Beweis: er nimmt das totgesagte Mädchen an der Hand und sagt: „Steh auf, mein Kind!“ (Lk 8:54)

Und dann?

Ist das zu glauben? … Dann öffnet das Mädchen doch tatsächlich just im selben Moment die Augen und steht auf. Wow! Was für ein Jesus! Was für eine Geschichte!

Diese Textpassage verdient mehr Aufmerksamkeit. Für heute will ich es jedoch dabei belassen. Glauben heißt: Vertrauen. Davon zeugen die beiden Geschichten von Töchtern, die so kurz aufeinander folgen. Auch wenn es dir als Leser möglicherweise schwer fällt, einen Zugang zu den Wundern Jesu zu bekommen, sich in dir Widerstand regt, oder dir meine Ausführungen zu dürftig erscheinen,… Ich freue mich, wenn du für dich etwas mitnehmen kannst, was dir gut tut. Denn:

Gott hat ein großes Herz für Frauen, für Mädchen, für Töchter. Gott lässt uns Frieden finden.

Im Zusammenhang mit meinen Darlegungen möchte ich auf einen guten Artikel zur Heilung der blutflüssigen Frau verweisen, der bei „Bibel in gerechter Sprache“ nachzulesen bzw. herunterzuladen ist.

 

 

Wahrer Brunnen

Einige Zeit schon trage ich sie mit mir herum: Ideen zu einem Artikel über die Begegnung zwischen Jesus und der Frau am Jakobsbrunnen. Et Voilà! Gute Predigten habe ich zu der Bibelstelle gehört (vgl. Joh 4:1-42). Immer hat mir da etwas gefehlt bei der Auslegung. Die weibliche Sicht.

Die Frau am Jakobsbrunnen – sie ist für mich eine echte Powerfrau! In Verruf geraten, suchend, fand sie in Jesus den Messias. Sie erfuhr nicht durch’s Hörensagen von ihm. Sie traf ihn bei keinem Großevent. Nein – sie begegnete ihm höchstpersönlich beim Wasserholen zur Mittagszeit (in der sonst keiner unterwegs war).

Ich bewundere die Frau am Jakobsbrunnen. Sie hat einen starken Charakter. Das wird für mich schon zu Beginn der Unterhaltung deutlich. Zu dem Zeitpunkt weiß sie noch nicht, wer ihr Gegenüber ist. Umso beeindruckender, wie sie Jesus gegenüber tritt. Sie stellt ihm Fragen („Warum bittest du mich, dir zu trinken zu geben.“ Vs 9). Sie legt ihre Zweifel offen, erhebt Einspruch („Aber, Herr, du hast weder ein Seil noch einen Eimer…Woher willst du denn dieses lebendige Wasser nehmen?“ Vs 11). Sie konfrontiert – mit dem, was ihr auf dem Herzen liegt, bittet Jesus um Klarheit zu Dingen, die sie nicht versteht… („Sage mir doch, warum…“ Vs 19) – und sie ist konfrontierbar (Vs 13f). Sie schaut der Wahrheit ins Gesicht, schaut ihr Leben an und stellt sich damit Jesus („Ich habe keinen Mann…“ Vs 17). „Coming Out“ könnten wir das auch nennen. Ein Coming Out, dass mich stärkt, mir und Gott ehrlich zu begegnen.

Die Begegnung zwischen Jesus und der Samariterin ist die längste Bibelstelle, in der wir von Jesus und seiner Interaktion mit Frauen lesen können. Und es ist eine Stelle, in der es einmal mehr um Wahrheit geht. Um welche Wahrheit geht es da? Die Wahrheit über mein Leben, über mein Suchen, Irrwege? Über meine Fehler, Misserfolge, erfahrenes Unrecht, vermeintliche Schuld?

In der Frau am Jakobsbrunnen sehe ich eine Pionierin wahrhaftiger Selbsterkenntnis: eine Frau, die ihre Fehler und Schattenseiten kennt und benennt, aber nicht daran zerbricht. Eine Frau, die sich ausstreckt nach Mehr im Leben. Die ihre wahre Kraftquelle in Gott erkennt. Für mich ist die Samariterin – in ihrer Auseinandersetzung mit Jesus – Stellvertreterin für eine tiefe Sehnsucht in uns. Eine Sehnsucht, die Welt zu begreifen, unseren Mangel und Unfrieden zu stillen. Die Samariterin findet die Antwort auf ihr Fragen und auf ihre Not bei Jesus.

Noch ein weiterer Aspekt: Jesus bevollmächtigt am Ende der Begegnung die Frau, das Kommen des Messias zu verkünden. Sie, über die im Dorf wegen ihrer wechselnden Partnerbeziehungen gesprochen wurde, sie erhält von Jesus diese Ehrenaufgabe! (Schade nur, dass die Dorfbewohner zwar aufmerksam durch die Frau werden, sich aber dann doch erst von Jesus selbst überzeugen lassen, vgl. Vs 42 „Nun glauben wir, weil wir ihn gehört haben, und nicht nur aufgrund deiner Worte…“. Warum das so ist, darüber könnte man auch philosophieren… ich lass es sein).

Mich bestärkt die Samariterin auf meinem Weg, die manchmal unbequeme Wahrheit anzusehen, sie auszusprechen, und – in der Bestrebung eines Immer-Wieder-Neuanfangens – nicht die Tür hinter meiner Vergangenheit zuzuschlagen. Sie ermutigt mich, mein Leben in wahrhaftiger Nachfolge zu leben – mein Leben anzunehmen mit all den Makeln, im Wissen um meine Kraft und Jesu Auferstehungspower in mir. Die Begegnung am Jakobsbrunnen ist für mich eine Empowerment-Story par excellence für einen Weg, der mich zu einem Leben im Überfluss führt, auf dem Gott meinen Sehnsuchtsdurst mit seinem „lebendigen Wasser“ stillt (vgl. Vs 13, Joh 10:10 sowie Joh 14:6).

 

Zum Tanz Pt II

Tanzen ist Power.
Nonstop-Power!
Deine Seele befreien.
Tanzen ist Selbstverteidigung.
Nur du in deinem Körper.
Tanzen ist Abstoßen.
Weg mit allem, was du nicht brauchst.
Tanzen ist Aggression.
Lass sie raus.
Express yourself.
Halte nichts davon zurück.
Tanzen hat transformative Kraft.
Kein Muskel, der sich nicht bewegt.
Schmerzgedächtnis.
Trancetanz löscht es aus.
Fang neu an.
In diesen Momenten des Beatspürens.
Schlag zurück!
Tanz wie nie zuvor.

Volle Kraft voraus

Immer Vollgas geben. Mit ganzer Kraft für eine Sache kämpfen. Sich für eigene Anliegen stark machen. Das finde ich wirklich nicht leicht. Ich bin mehr als einmal daran gescheitert. Geht dir auch manchmal die Puste aus? Bist du wider der Handlungsmaxime „Stark bleiben!“ schon einmal schwach geworden und hast dich klein, elend und kraftlos gefühlt?

Ich habe viele Jahre meines Lebens weit über 100 Prozent gegeben. Ja, das geht. Bei mir ging das jedenfalls so: Ich habe mein Leistungskonto gnadenlos überzogen und rote Zahlen geschrieben. Die Auswirkungen davon spüre ich deutlich. Ich bin dem Irrglauben erlegen, zunächst, alles aus eigener Kraft schaffen zu können, dann, alles aus eigener Kraft schaffen zu müssen.

Ich kann es nicht aus eigener Kraft schaffen. Nicht mein Leben lang. Und, weil ich es auch gar nicht muss, will ich es auch nicht. Ich halte die Hände auf. Ich bitte Gott, um seine Kraft, um seine Herrlichkeit. Ich bitte Ihn darum, dass er mich neu erfüllt. „Gieße ströme des lebendigen Wassers aus über mir“, singen wir im Gottesdienst. Wenn ich vor Gott kapituliere, immer wieder, dann erlebe ich eine ganz andere Kraft in mir. Seine Kraft. Diese Kraft ermöglicht mir, zu sein und zu tun, was ich für unmöglich hielt. Nein, diese Kraft verhilft mir (leider) nicht zu Ruhm und Ehre! (Aber:) Diese Kraft verhilft mir, zu werden, wer ich bin. Unvergleichlich. Einzigartig.

Mit dieser göttlichen Power schaffe ich es, aufzustehen, wenn ich gefallen bin. In dieser Kraft schaffe ich es, auch mal getrost den Fuß vom Gas zu nehmen und im Sosein auszuharren. Dabei spüre ich, welche Kraft allein in meiner Existenz liegt, ohne schon direkt an den nächsten Schritt, das nächste Tun zu denken. Und dann – Schritt um Schritt gegen den Strom – führt mich Gott mit Seiner Kraft zu neuen Ufern. Er führt mich volle Kraft voraus in ein neues Leben, jenseits des Mainstreams. Mit dieser göttlichen Erfahrung klingt das Lied von Xavier Naidoo nochmal ganz neu in meinen Ohren:

„Wenn du Angst hast, dann verwirf sie jetzt!
Warum sollst du scheitern?
Du wurdest darauf angesetzt,
Himmel und Erde zu erweitern.
Volle Kraft voraus, wir sollten uns beeilen.

Volle Kraft voraus, zu den Tagen, die uns heilen.“

Ich wünsche dir einen ähnlich heilsamen Klang, der dich befreit, mit ganzer Kraft zu sein und zu leben. Heute. Hier und Jetzt!